Ruanda Reisen - Nur wenige Besuchslizenzen pro Tag
Acht Vulkane bilden die Virunga-Kette auf den Territorien von Ruanda, Uganda und der Demokratischen Republik Kongo. Der grösste von ihnen ist der Karisimbi, der bis in eine Höhe von rund 4500 Metern reicht. Vor den ersten Strahlen der Sonne, die gegen sieben Uhr durch die Nebelfetzen lugen, sind die kleinen Gruppen auf Ruanda Rundreisen bereits unterwegs. Nach einer heissen Tasse Tee und einer warmen Dusche im Camp. Nur wenige Besuchslizenzen werden pro Tag in Ruanda erteilt, denn die Behörden und Umweltschützer des Landes sind daran interessiert, den Alltagsrhythmus der Berggorillas so wenig wie möglich zu beeinflussen.
Die sanften Riesen tolerieren den Besuch
Die Fahrt im Geländewagen führt durch sattgrüne Täler und vorbei an Bergdörfern, in denen sich die Menschen daran gewöhnt haben, dass die Urlauber aus einer anderen Welt stets zu früher Morgenstunde auf Achse sind. Im Vulkan-Nationalpark von Ruanda ist die Vorhut der Guides schon bei Dunkelheit aufgebrochen, um Fährten zu lesen und jenen Punkt im dichten Urwald zu finden, an dem sich die Berggorillas gerade aufhalten. Es sollen noch dreihundert dieser sanften Riesen auf dem Territorium von Ruanda leben, aber es gibt nur wenige Familienverbände, von denen man meint, sie seien habituiert. Darunter verstehen tierische Verhaltensforscher den Gewöhnungsprozess. Mit anderen Worten: Die Berggorillas tolerieren das Eindringen menschlicher Wesen in ihrem ureigenen Hoheitsgebiet.
Die Visite bei den Königen des Waldes
Da die Gorillas sehr oft grosse Strecken zurücklegen, kann es vorkommen, dass aus einer kleinen Wanderung schon mal ein grösseres Trekking-Abenteuer im Urwald wird. Doch die Ranger sind per Funk mit den Fährtenlesern verbunden und kennen die begehbaren Wege an den Hängen der mächtigen Vulkane mit ihren verschiedenen Vegetationsstufen. Es ist sehr selten, dass die Suche der Pfadfinder nicht vom Erfolg gekrönt wird, und so kommt fast jede Besuchergruppe in den Genuss, die Könige des Waldes aus nächster Nähe zu betrachten. Aber die Zeit ist limitiert - eine Stunde ist das Maximum. Dann sollen die Tiere wieder ihrer ungestörten Tätigkeit bei der Futtersuche nachgehen. Wohl alle Teilnehmer einer Ruanda Gorilla-Safari werden davon überzeugt sein, dass die Uhren in diesen sechzig Minuten galoppierten und die Zeit viel zu schnell verrann. Und sie nehmen die Hoffnung mit, dass der Lebensraum dieser immer seltener werdenden Kreaturen noch lange erhalten bleibt.
Die Frau, die allein in den Wäldern lebte
Der Nationalpark der Vulkane in Ruanda wurde durch die amerikanische Zoologin und Verhaltensforscherin Dian Fossey weltberühmt. Zwei Jahrzehnte lang lebte sie in dieser Region und setzte sich intensiv ein für den Erhalt der Berggorillas. Drei Jahre nach ihrem gewaltsamen Tod wurde ihr Lebenswerk unter dem Titel "Gorillas im Nebel" verfilmt. Sie wurde beigesetzt auf dem Friedhof der Gorillas unweit ihrer Forschungsstation Karisoke. Für die Einwohner in der Umgebung blieb Dian Fossey voller Rätsel, denn kaum jemand verstand, warum die Amerikanerin den Tieren so nahe sein wollte und ihnen Liebe und Leidenschaft schenkte. Sie nannten sie "Nyirmachabelli", was so viel heisst wie "Frau, die allein in den Wäldern lebt". Vermutlich brachte ihr der Kreuzzug gegen die Wilderer, die das Leben dieser einzigartigen Geschöpfe im Regenwald von Ruanda bedrohten, den Tod. Doch mit Filmen und zahlreichen Abhandlungen wurde sie weltberühmt.
"Äste brechen und Blätter essen"
Die letzte Ruhestätte der Dian Fossey wird von zahlreichen Gruppen im Rahmen einer Gorilla-Safari durch Ruanda besucht. Auf dem Grabstein ist zu lesen: "Auf ewig im Schutz dieses heiligen Bodens. Denn jetzt bist du da, wo du zu Hause warst". Noch heute geben die Ranger ihren Gruppen jeweils Empfehlungen, was sie zu tun haben, wenn einer der grossen Silberrücken näher kommen sollte, als es den Menschen eigentlich sympathisch ist. Sie sollten sich dann so verhalten, wie es Dian Fossey im Umgang mit den Berggorillas vorgelebt habe: "Äste brechen und Blätter essen. Dann wissen die Tiere, dass sie vor den Menschen keine Angst haben müssen."
Im "Land der tausend Hügel"
Dian Fossey liebte Ruanda - ein Land, in dem in ihr heimatliche Gefühle geweckt wurden und wo sich schliesslich ihr Schicksal erfüllte. Sie hat die Anerkennung ihrer Lebensleistung nicht mehr erlebt, doch heute sind die Behörden Ruandas dankbar für die Gelder, die aus dem Gorilla-Tourismus ins "Land der tausend Hügel" fliessen. Besucher werden begeistert sein von dieser spektakulären Landschaft mit ihrer tropischen Flora und Fauna, mit dem stillen Bergsee Kivu, tiefen Tälern und verborgenen Flüssen. Der grösste zusammenhängende Bergwald Zentral- und Ostafrikas erfreut sich aufgrund der Höhenlage eines milden Klimas. Ruanda ist ein Land, das sich nach den Schrecken eines Bürgerkriegs erholt und versöhnt hat. Und es hat es verdient, entdeckt zu werden.